Vorwort

Sobald man die Krankheit kennt, ist man der Heilung nahe.

Liebe Kunden, liebe Patienten/innen,

wir, das Team von PhysioVital, möchten Ihnen im Anschluss an ihre Therapie mit diesem Skript eine Hilfestellung im Alltag bieten.

Es soll ihnen kompaktes Wissen über Anatomie und Physiologie vermitteln und darüber hinaus Informationen über mögliche Krankheitsbilder liefern.

Wir haben für Sie einige Übungen zusammengestellt, die Sie auf Ihrem weiteren Genesungsweg unterstützen können und Ihnen helfen sollen, das Ergebnis der Therapie zu erhalten.

Dieses Skript soll als Ratgeber dienen und gewährleistet keine Schmerzfreiheit.

Des Weiteren ersetzt es keine ärztliche Diagnostik oder physiotherapeutische Behandlung.

Begleiten sie uns auf der Reise durch den menschlichen Körper und wir führen Sie mit unserem Wissen und angeleiteten Übungen gesund durch Ihr Leben.

Das Hüftgelenk

Das Hüftgelenk wird gebildet aus der Hüftgelenkspfanne, die sich am Beckenknochen befindet, und dem Hüftkopf am oberen Ende des Oberschenkelknochens.
Es ist ein Kugelgelenk, welches sich in 6 Richtungen bewegen lässt. Man kann die Hüfte beugen und strecken, das Bein in der Hüfte an- und abspreizen und nach außen bzw. innen drehen. Das Besondere am Hüftgelenk ist die hohe Stabilität aufgrund der perfekt ineinanderpassenden Gelenkpartner. Dies bedeutet, dass der Hüftkopf fast vollständig von der Gelenkpfanne umschlossen wird. Auch sorgt eine starke Bandstruktur für zusätzliche Stabilität, die wir für den aufrechten Stand und das Gehen benötigen. Die größte Muskulatur, welche auf die Hüfte wirkt, ist die Gesäßmuskel (Glutealmuskulatur).
Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Beinstreckung während des Treppensteigens.

Hüftdysplasie

Als Hüftdysplasie bezeichnet man eine angeborene oder erworbene Fehlstellung oder Störung der Verknöcherung der Hüftpfanne. Dies hat zur Folge, dass die beiden Gelenkpartner in ihrer Form nicht ineinander passen. Im Falle der angeborenen Hüftdysplasie treten bei den betroffenen Säuglingen zu Beginn keine Symptome auf. Später kommt es zu Bewegungseinschränkungen des betroffenen Beines zur Seite. In der Folge zeigt sich bei Kindern eine Beinverkürzung und Veränderung im Gangbild mit starken Belastungsschmerzen.. Ein Nichterkennen und -behandeln der Hüftdysplasie kann zu verfrühter und stark ausgeprägter Hüftarthrose oder Hüftluxation führen. Daher zählt die Ultraschalluntersuchung der Hüfte als Teil der Vorsorgeuntersuchung bei Neugeborenen.

Als Therapieform verwendet man im Säuglingsalter sogenannte Spreizhosen, welche die Passgenauigkeit der Gelenkpartner verbessern sollen.

Im Erwachsenenalter versucht man durch Physiotherapie die hüftstabilisierende Muskulatur zu kräftigen. Bleiben die Einschränkungen jedoch erhalten, hilft meist nur eine korrigierende Operation.

1) Übung zur Stabilisation der Hüfte:

  • der Patient befindet sich im Stand
  • es wird zunächst ein großer Ausfallschritt mit dem rechten Bein durchgeführt
  • das hintere Bein macht einen Schritt nach vorne, wobei das Knie hochgezogen wird, als würde man über ein Hindernis steigen und wird in einem weiteren langen Schritt abgesetzt
  • das rechte Knie wird leicht zum Boden bewegt
  • dann wird das Bein wieder zurückgezogen und ein weiterer Ausfallschritt wird nach hinten ausgeführt
  • diesmal wird das linke Knie leicht gebeugt und Richtung Boden geführt
  • diese Übung wird für jedes Bein 10 mal durchgeführt

2) Übung zur Kräftigung der Abduktoren:

  • der Patient befindet sich im Vierfüßlerstand
  • dabei ist darauf zu achten, dass sich die Hände unter den Schultern befinden und die
  • Knie unter dem Becken stehen
  • das Bein wird in seinem gebeugten Zustand seitlich zur Decke angehoben
  • diese Übung wird 15mal wiederholt, danach wird dasselbe mit dem anderen Bein durchgeführt
  • wichtig: diese Übung nur bis zur Schmerzgrenze durchführen

3) Übung zur Dehnung der Adduktoren:

  • Ausgangsstellung ist der Vierfüßlerstand
  • der Patient stützt sich nun auf die Unterarme
  • die Knie wandern vorsichtig und Schritt für Schritt nach außen
  • durch vor und zurückbewegen des Oberkörpers kann die Stärke der Dehnung variiert werden
  • die individuelle Endposition sollte für mindestens 30 Sekunden gehalten werden

Oberschenkelhalsfraktur

Der Oberschenkelhalsbruch zählt zu den häufigsten Frakturen im Alter. Häufig ist ein Sturz die Ursache. Der Oberschenkelhals stellt die Verbindung zwischen dem Hüftkopf und dem Oberschenkelschaft dar. Er ist die schmalste Stelle am Knochen und durch seinen schräg abknickenden Verlauf am anfälligsten bei Stürzen.
Frauen sind im Schnitt häufiger betroffen als Männer, auch begünstigt durch Veränderungen der Knochensubstanz aufgrund von Osteoporose.
Die Symptome sind sehr starke Schmerzen und die Betroffenen können das Bein nicht mehr aktiv bewegen. Oft sieht man eine Verkürzung des Beines und es liegt nach außen verdreht.
Da es in der Nähe des Oberschenkelknochens große Blutgefäße gibt, welche bei einem Bruch reißen können, kann es zu lebensgefährlichen Blutungen kommen.
Deshalb ist es bei einem Verdacht wichtig schnell einen Rettungsdienst oder Arzt zu rufen.
Häufig kann der Oberschenkelhalsbruch nur operativ behandelt werden. Meist muss das komplette Gelenk ersetzt werden (Hüft-TEP).

1) Übung zur Kräftigung und Förderung der Beweglichkeit: (bei erlaubter Vollbelastung)

  • der Patient befindet sich in Rückenlage, die Beine sind hüftbreit aufgestellt, die Arme liegen neben dem Körper
  • der Bauch wird leicht eingezogen und das Becken wird angehoben und dort gehalten
  • nun werden kleine Tippelschritte mit den Füßen gemacht, wobei das Becken seine Position nicht verlassen darf
  • dies wird ca. 20 Sekunden durchgeführt, anschließend wird das Becken wieder abgelegt
  • die Übung wird 3 mal durchgeführt

2) Übung zur Stabilisation und Gleichgewichtsschulung:

  • der Patient befindet sich im aufrechten Stand
  • nun soll der Einbeinstand auf der betroffenen Seite eingenommen werden
  • dazu wird das Gewicht auf die betroffene Seite verlagert und das gesunde Bein vom Boden abgehoben und im Knie ca. 90 ° gebeugt
  • zur Sicherheit kann der Patient sich mit einer Hand festhalten
  • das Knie der betroffenen Seite muss immer leicht gebeugt sein und darf nicht komplett durchgestreckt werden
  • es muss darauf geachtet werden, dass das Becken gerade gehalten wird und nicht zu einer Seite abknickt
  • der Einbeinstand wird ca 20-30 Sekunden gehalten, danach wird das Bein wieder entlastet
  • dies wird 5 Mal wiederholt

3) Übung zur Hüftstreckung und Gangschulung:

  • der Patient befindet sich im aufrechten Stand
  • mit dem betroffenen Bein wird ein großer Schritt nach hinten ausgeführt
  • die Ferse wird auf dem Boden aufgesetzt, das Gewicht bleibt aber auf dem vorderen Bein
  • dabei bleibt der Oberkörper aufrecht
  • diese Position wird zwei Atemzüge lang gehalten, dann wird der aufrechte Stand wieder eingenommen
  • anschließend wird die Übung mit dem anderen Bein durchgeführt
  • dies wird 5 mal pro Seite wiederholt

Coxitis Fugax

Coxitis Fugax wird umgangssprachlich auch als Hüftschnupfen bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung des Hüftgelenks. Es gibt keine erkennbare Ursache für diese Entzündung. Oft hatte der Betroffene jedoch einige Wochen zuvor einen Infekt. In der Regel tritt diese Erkrankung bei Jungen zwischen 3 und 10 Jahren auf und zeigt sich durch Schmerzen die bis in das Knie ausstrahlen, ein Humpeln beim Gehen und eine Einschränkung der Hüft-Drehung. Selten kann es auch zu Fieber kommen.
Die Entzündung verschwindet meistens nach 1-2 Wochen spontan von alleine.
Meist wird für einige Tage Bettruhe verordnet, das betroffene Gelenk kann zusätzlich durch Gehstützen entlastet werden. Klingen die Symptome nach 14 Tagen nicht ab, muss erneut ein Arzt konsultiert werden.

Morbus Perthes

Bei Morbus Perthes handelt es sich um eine Erkrankung des Hüftkopfes im Kindesalter. Zu Beginn kommt es zu Reizungen und Entzündungen im Gelenk. Später zeigen sich bleibende Verformungen von Hüftkopf und Hüftpfanne, die Bewegungseinschränkungen hervorrufen. Die Folge davon ist ein frühzeitiger Gelenkverschleiß.
Eine genaue Ursache für Morbus Perthes ist nach wie vor unbekannt. Häufig wird eine Durchblutungsstörung eines oder beider Gelenkpartner vermutet. Auch eine Vererbung innerhalb der Familie wird von Ärzten diskutiert.
Die ersten Anzeichen treten meist ab einem Alter von 4 Jahren auf, dabei sind Jungen 4 mal häufiger betroffen als Mädchen.
Zu den Symptomen zählen Bewegungseinschränkungen beim Abspreizen und Beugen in der Hüfte, oft zeigt sich ein Hinken beim Gehen oder allgemeine Lauffaulheit der Kinder. Schmerzen treten nicht zwingend von Beginn an auf, sondern können sich erst im späteren Verlauf zeigen.
Dauer und Schwere der Erkrankung können stark variieren und sind entscheidend für die Art der Behandlung. Man unterscheidet zwischen konservativen und operativen Vorgehen, wobei die Entlastung (Konservativ) und der Wiederaufbau (Operativ) im Vordergrund stehen.

1) Übung zur Mobilisation:

  • der Patient befindet sich in Rückenlage, beide Beine sind gestreckt
  • beide Beine werden gestreckt nach außen bewegt, sodass sie in einer V-Position liegen
  • danach werden die Beine wieder nebeneinander gelegt
  • diese Bewegung wird in 3 Serien á 10 Wiederholungen ausgeführt

2) Übung zur Verbesserung der Beweglichkeit:

  • der Patient befindet sich im Stand
  • das Gewicht wird auf das nicht betroffene Bein verlagert
  • mit dem betroffenen Bein werden folgende Bewegungen ausgeführt:
  • nach außen abspreizen
  • vor dem Standbein überkreuzen
  • erneut nach außen abspreizen
  • hinter dem Standbein überkreuzen
  • diese Bewegungen werden in drei Serien á 10 Wiederholungen ausgeführt
  • die Übung wird nicht mit dem anderen Bein wiederholt, da die betroffene Seite nicht zu lang belastet werden darf

3) Übung zur Kräftigung der Abduktoren und Hüftstrecker:

  • der Patient befindet sich im Vierfüßlerstand.
  • dabei ist darauf zu achten, dass sich die Hände unter den Schultern befinden und die Knie unter dem Becken stehen, der Rücken sollte möglichst gerade gehalten werden
  • ein Bein wird in seinem gebeugten Zustand seitlich zur Decke angehoben
  • diese Übung wird 15mal wiederholt, danach wird das selbe mit dem andereen Bein durchgeführt

Variante: das gebeugte Bein wird nicht zur Seite angehoben, sondern nach hinten gestreckt

Hüftgelenksarthrose ( Coxarthrose)

Unter dem Begriff Hüftgelenksarthrose versteht man den Verschleiß des Hüftgelenks durch zunehmenden Verlust des Gelenkknorpels. Dies führt zu vermehrter Belastung und Reibung zwischen der Hüftpfanne und dem Hüftkopf, da die natürliche Pufferfunktion zwischen den Gelenkpartnern verloren geht. Es kommt zu wiederkehrenden Entzündungen durch Knorpelabrieb, starken Schwellungen und Belastungsschmerzen.
Arthrose ist nicht heilbar, der Verlauf kann lediglich durch verschiedene Therapien verlangsamt werden. Typisch für arthrotische Beschwerden sind sogenannte Anlaufschmerzen. Hierbei schildert der Patient starke Schmerzen während der ersten Bewegungen, die sich nach kurzer Belastung verringern, dann jedoch wieder zunehmen.
Die Arthrose wird unterteilt in verschiedene Grade.
Bei Grad I besteht ein erster Verdacht durch Veränderungen von Knorpelschicht und Knochengewebe, welches auf Röntgenbildern sichtbar werden kann. Die Patienten spüren jedoch noch keine schmerzhaften Einschränkungen.
Bei einer leichten Arthrose ( Grad II ) ist ein verschmälerter Gelenkspalt erkennbar, sowie Unebenheiten der Gelenkoberflächen. Die Patienten verspüren nach körperlichen Tätigkeiten einen Gelenkschmerz.
Die moderate Arthrose ( Grad III ) zeigt starke Veränderungen der Gelenkoberflächen und es bilden sich Knochenvorsprünge, die eine physiologische Gelenkbeweglichkeit verhindern. Die Patienten haben nun auch nach längeren Ruhephasen starke Schmerzen.
Bei Grad IV spricht man von einer schweren Arthrose. Der Gelenkknorpel hat sich vollständig abgebaut und dient nun nicht mehr als Puffer zwischen den Knochen. Ist dieses Stadium erreicht hilft den Patienten nur noch eine Operation um sich wieder schmerzfrei bewegen zu können.

1) Übung zur Kräftigung und Förderung der Beweglichkeit:

  • der Patient befindet sich in Rückenlage, die Beine sind hüftbreit aufgestellt, die Arme liegen neben dem Körper
  • der Bauch wird leicht eingezogen und das Becken wird angehoben und dort gehalten
  • nun werden kleine Tippelschritte mit den Füßen gemacht, wobei das Becken seine Position nicht verlassen darf
  • dies wird ca. 20 Sekunden durchgeführt, anschließend wird das Becken wieder abgelegt
  • die Übung wird 3 mal durchgeführt

2) Übung zu Dehnung der Gelenkkapsel und der hüftumliegenden Muskulatur:

  • der Patient befindet sich im Sitz
  • das betroffene Bein wird mit dem Fuß auf das andere Knie gelegt
  • die Dehnung erfolgt, indem man das Knie des oberen Beines zur Seite bewegt, bis ein Zug in der Muskulatur entsteht
  • dies kann durch Druck mit der Hand noch verstärkt werden
  • diese Position wird ca. 60 Sekunden gehalten, danach wird die Seite gewechselt
  • die Übung wird drei mal pro Seite durchgeführt

Variante: man kann die Übung auch als Mobilisation nutzen, indem man beide Hände auf das Knie legt und leichten Druck ausübt und das Bein wippen lässt

3) Übung zur Kräftigung und Transferschulung:

  • der Patient ist im Stand vor einem Stuhl
  • die Füße und Knie stehen hüftbreit und zeigen nach vorne
  • das Gesäß wird nun nach hinten unten geschoben, sodass sich die Knie beugen
  • der Oberkörper neigt sich durch eine Beugung in der Hüfte nach unten
  • diese Bewegung wird durchgeführt, bis man sich auf den Stuhl setzen kann
  • beim Aufstehen neigt sich der Oberkörper nach vorne, bis sich der Po leicht abhebt
  • durch eine Streckung in der Hüfte wird der Oberkörper wieder aufgerichtet, bis der Stand wieder eingenommen wird
  • Dabei ist darauf zu achten, dass die Knie stabil gehalten und nicht über die Zehenspitzen geschoben werden.

4) Übung zur Entspannung und Schmerzlinderung:

  • der Patient steht auf der untersten Treppenstufe
  • das betroffene Bein wird neben der Stufe hängen gelassen und kann leicht gependelt werden
  • so entsteht ein Zug am Hüftgelenk, was eine Entspannung aller Strukturen auslöst
  • dieser Zug kann mittels einer Gewichtsmanschette noch verstärkt werden
  • das Pendeln kann mehrmals täglich bis zu einer Minute durchgeführt werden
  • dabei ist darauf zu achten, dass das Becken und der Rücken gerade gehalten werden

Hüft-TEP

Die Hüft- TEP ( Totalendoprothese) ist ein vollständiger Ersatz des erkrankten Hüftgelenks und ersetzt seine Funktion.
Sie setzt sich aus einer Gelenkpfanne, einem Gelenkkopf und dem oberen Teil des Oberschenkelknochens ( Schaft) zusammen.
Ursachen für einen Gelenkersatz ist der Verschleiß des Hüftgelenks ( Coxarthrose).
Die Totalendoprothese lässt sich durch unterschiedliche Arten im Knochen verankern:

1.Zementierte Hüft-TEP:
Hierbei wird spezieller Knochenzement in den Oberschenkelkochen gespritzt und somit besonders fest verankert. Das Bein ist dadurch direkt nach der Operation voll belastbar. Aus diesem Grund ist diese Technik die erste Wahl bei älteren Patienten.

2. Zementfreie Hüft-TEP :
Mit Hilfe einer Titanschicht kann die Prothese mit dem eigenen Knochen verwachsen. Da dies jedoch einige Zeit in Anspruch nimmt ist das Bein nach der Operation nicht sofort voll belastbar. Angewandt wird diese Technik meist bei jüngeren Patienten, da ein eventueller Prothesenwechsel einfacher durchzuführen ist.

3. Hybridprothese:
Dabei handelt es sich um eine Kombination aus beiden obengenannten Operationstechniken.
Somit können alle Vorteile beider Behandlungstechniken genutzt werden.
Die Pfanne wird meinst zementfrei und der Schaft zementiert eingesetzt.

Ausschlaggebend für die Wahl der Operationstechnik ist die Dichte und Stabilität des Knochens. Ist diese verringert wird die TEP zementiert eingesetzt, ist der Knochen noch stabil entscheidet der Operateur sich meinst für die zementfreie Variante.
Daran anschließend erfolgt eine Reha, um die Hüftmuskulatur zu stärken und das Gehen zu erlernen. Wichtig ist zu beachten innerhalb der ersten 6 Wochen, dass bestimmte vermieden werden sollen. Dazu gehören tiefes Sitzen, überschlagen der Beine und das Innen- und Außendrehen der Hüfte.
Nach dem Reha-Aufenthalt schließt sich eine weiterlaufende physiotherapeutische Behandlung an.

1) Übung zur Kräftigung der hüftumliegenden Muskulatur:

  • der Patient befindet sich in Rückenlage, beide Beine sind angestellt und hüftbreit auseinander
  • die Arme liegen seitlich neben dem Körper, die Handflächen zeigen zur Decke
  • der Bauch wird leicht eingezogen und die Gesäßmuskulatur wird angespannt
  • nun wird das Gesäß vom Boden abgehoben bis nur noch die Schulterblätter aufliegen
  • danach wird das Gesäß wieder abgelegt
  • diese Übung wird in 3 Serien á 15 Wiederholungen durchgeführt
  • nachdem das Gesäß angehoben wurde, wird es dort gehalten
  • ein Fuß wird vom Boden abgehoben und das Bein im Knie gestreckt
  • dabei muss das Becken gerade gehalten werden
  • anschließend setzt man den Fuß wieder auf dem Boden ab
  • das Becken bleibt angehoben und die Bewegung wird mit dem anderen Bein ausgeführt
  • nachdem der Fuß wieder abgestellt wurde, wird das Gesäß wieder auf dem Boden abgelegt
  • diese Übung wird in 3 Serien á 5 Wiederholungen durchgeführt

2) Übung zur Stabilisation und Verbesserung der Beweglichkeit:

  • der Patient befindet sich im Stand
  • das Gewicht wird auf das nicht betroffene Bein verlagert
  • das Knie der anderen Seite wird nach vorne oben angebeugt, sodass die Hüfte ca. 90° gebeugt ist
  • das Bein wird nach hinten in die Streckung bewegt, die Zehenspitzen werden dort abgesetzt
  • anschließend wird das Bein wieder nach vorne in die Beugung gebracht
  • diese Übung wird in 3 Serien á 8 Wiederholungen pro Seite durchgeführt
  • zur Sicherheit sollte man sich mit einer Hand festhalten
  • die Bewegung des betroffenen Beines wird zur Seite in einen Ausfallschritt bewegt und dort abgestellt, dabei wird das Knie leicht gebeugt
  • anschließend kommt es in den aufrechten Stand zurück
  • diese Übung wird in 3 Serien á 8 Wiederholungen pro Seite durchgeführt

3) Übung zur Dehnung der Gelenkkapsel und der hüftumliegenden Muskulatur:

  • der Patient befindet sich im Sitz
  • das betroffene Bein wird mit dem Fuß auf das andere Knie gelegt
  • die Dehnung erfolgt, indem man das Knie des oberen Beines zur Seite bewegt, bis ein Zug in der Muskulatur entsteht
  • dies kann durch Druck mit der Hand noch verstärkt werden
  • diese Position wird ca. 60 Sekunden gehalten, danach wird die Seite gewechselt
  • die Übung wird drei mal pro Seite durchgeführt

Variante: man kann die Übung auch als Mobilisation nutzen, indem man beide Hände auf das Knie legt und leichten Druck ausübt und das Bein wippen lässt

Coxa Vara / Coxa Valga

Es handelt sich hierbei um Fehlstellungen des Oberschenkelhalses an der Hüfte. Er stellt die Verbindung zwischen dem Hüftkopf und dem Oberschenkelschaft dar und hat einen schräg abknickenden Verlauf.
Bei einem abgeflachten Verlauf spricht man von einer Coxa Vara, das betroffene Bein wirkt länger.
Es kommt zu einer veränderten Belastung des Hüftgelenks.
Meist entwickelt sich diese Erkrankung im Mutterleib, die Säuglinge kommen bereits mit einer Fehlstellung auf die Welt. Aber auch andere Ursachen wie Stoffwechselerkrankungen und fehlerhafte Knochenbildung sind möglich.
In der Regel muss es zu einer operativen Korrektur der Hüftstellung kommen, da es sonst im späteren Leben zu massiven Abnutzungserscheinungen des Gelenkes führen würde. Dies hätte starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Alltag zur Folge.
Im Erwachsenenalter kann ein Vitamin D- Mangel als Ursache für eine Coxa Vara auftreten. Es kommt dadurch zu einer Knochenerweichung (Osteomalazie), durch die sich der Oberschenkelhals abflacht.

Im Unterschied dazu kommt es bei der Coxa Valga zu einem steileren Verlauf des Oberschenkelhalses, das betroffene Bein wirkt kürzer.
In beiden Fällen kommt es beim Gehen zu einem Hinken auf der betroffenen Seite, die Kinder erscheinen „lauf-faul“. Das Becken kann nicht stabilisiert werden und ein Ungleichgewicht der Muskulatur entsteht. Die Kinder äußern jedoch zu Beginn selten Schmerzen.
Die Therapie erfolgt konservativ mittels Physiotherapie. Die abgeschwächte Muskulatur wird gekräftigt und das Becken stabilisiert. Auch sportliche Betätigungen, wie Schwimmen oder Radfahren sind sinnvoll und entlasten das Hüftgelenk. Treten jedoch im weiteren Verlauf starke Schmerzen auf, wird die Stellung des Oberschenkelhalses operativ korrigiert.
Spätfolgen wie Arthrose und die Notwendigkeit eines Gelenkersatzes sind möglich, da eine dauerhafte Fehlbelastung besteht.

1) Übung zur Kräftigung der hüftumliegenden Muskulatur (nach Operation):

  • der Patient befindet sich im Sitz auf dem Boden, die Füße sind hüftbreit aufgestellt und die Knie gebeugt
  • die Hände sind hinter dem Rücken aufgestellt
  • das Gewicht wird auf die Hände und Füße verlagert und das Becken angehoben
  • mit kleinen Schritten bewegt sich der Patient im Spinnengang vorwärts und zurück, sowie zur Seite nach links und nach rechts

2) Übung zur Kräftigung und Stabilisierung des Beckens:

  • der Patient befindet sich in Rückenlage, beide Beine sind angestellt und hüftbreit auseinander
  • die Arme liegen seitlich neben dem Körper, die Handflächen zeigen zur Decke
  • der Bauch wird leicht eingezogen und die Gesäßmuskulatur wird angespannt
  • nun wird das Gesäß vom Boden abgehoben bis nur noch die Schulterblätter aufliegen
  • danach wird das Gesäß wieder abgelegt
  • diese Übung wird in 3 Serien á 15 Wiederholungen durchgeführt
  • nachdem das Gesäß angehoben wurde, wird es dort gehalten
  • ein Fuß wird vom Boden abgehoben und das Bein im Knie gestreckt
  • dabei muss das Becken gerade gehalten werden
  • anschließend setzt man den Fuß wieder auf dem Boden ab
  • das Becken bleibt angehoben und die Bewegung wird mit dem anderen Bein ausgeführt
  • nachdem der Fuß wieder abgestellt wurde, wird das Gesäß wieder auf dem Boden abgelegt
  • diese Übung wird in 3 Serien á 5 Wiederholungen durchgeführt

3) Übung zur Verbesserung der Beweglichkeit:

  • der Patient befindet sich im Vierfüßlerstand.
  • dabei ist darauf zu achten, dass sich die Hände unter den Schultern befinden und die Knie unter dem Becken stehen. Der Rücken sollte möglichst gerade gehalten werden.
  • das Bein wird in seinem gebeugten Zustand seitlich zur Decke angehoben.
  • diese Übung wird 15mal wiederholt, danach wird das selbe mit dem rechten Bein durchgeführt.

Variante: das gebeugte Bein wird nicht zur Seite angehoben, sondern nach hinten gestreckt.

Hüft-Impingement

Beim Hüftimpingement handelt es sich um ein zu enges Hüftgelenk.
Dabei ist der Abstand zwischen der Hüftpfanne und dem Kopf des Oberschenkelknochens zu gering.
Ursache ist eine knöcherne Veränderung der Gelenkpartner.
Man unterscheidet zwischen 2 Arten. Bei den einen ist der Oberschenkelhalskopf strukturell verändert, bei der anderen die Hüftpfanne. Dadurch verringert sich der Gelenkspalt und die Gelenkpartner passen nicht mehr perfekt aufeinander, was zu vermehrter Reibung des Gelenkknorpels führt.
Zu Beginn treten nur sporadische Hüftschmerzen auf, hinzu kommen Leistenschmerzen beim Sport oder nach langem Sitzen.

1) Übung zur Entspannung und Schmerzlinderung:

  • der Patient steht auf der untersten Treppenstufe
  • das betroffene Bein wird neben der Stufe hängen gelassen und kann leicht gependelt werden
  • so entsteht ein Zug am Hüftgelenk, was eine Entspannung aller Strukturen auslöst
  • dieser Zug kann mittels einer Gewichtsmanschette noch verstärkt werden
  • das Pendeln kann mehrmals täglich bis zu einer Minute durchgeführt werden
  • dabei ist darauf zu achten, dass das Becken und der Rücken gerade gehalten werden

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