Vorwort

Sobald man die Krankheit kennt, ist man der Heilung nahe.

Liebe Kunden, liebe Patienten/innen,

wir, das Team von PhysioVital, möchten Ihnen im Anschluss an ihre Therapie mit diesem Skript eine Hilfestellung im Alltag bieten.

Es soll ihnen kompaktes Wissen über Anatomie und Physiologie vermitteln und darüber hinaus Informationen über mögliche Krankheitsbilder liefern.

Wir haben für Sie einige Übungen zusammengestellt, die Sie auf Ihrem weiteren Genesungsweg unterstützen können und Ihnen helfen sollen, das Ergebnis der Therapie zu erhalten.

Dieses Skript soll als Ratgeber dienen und gewährleistet keine Schmerzfreiheit.

Des Weiteren ersetzt es keine ärztliche Diagnostik oder physiotherapeutische Behandlung.

Begleiten sie uns auf der Reise durch den menschlichen Körper und wir führen Sie mit unserem Wissen und angeleiteten Übungen gesund durch Ihr Leben.

Das Kniegelenk

Das Kniegelenk wird gebildet aus dem Oberschenkel (Femur), dem Schienbein (Tibia) und der Kniescheibe (Patella).
Es handelt sich um ein Scharniergelenk.
Man kann beugen, strecken und in gebeugter Stellung kann man leicht drehen.
Der größte Muskel, der auf das Knie wirkt, ist der vordere Oberschenkelmuskel
(M. Quadrizeps Femoris), der für die Streckung zuständig ist.
Die Patella wird von den vier Anteilen umschlossen und somit stabilisiert.
Beim Beugen und Strecken gleitet sie nach oben und unten.
Zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein liegen die Menisken. Sie bestehen aus Knorpelmasse, sind halbmondförmig und dienen als Stoßdämpfer beim Laufen.
Weitere wichtige Strukturen am Knie sind das vordere und das hintere Kreuzband. Sie laufen kreuzförmig zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein und sichern das Knie bei Bewegung. Zu den Seiten hin wird das Knie durch die Außen-und Innenbänder stabilisiert, welche ein Aufklappen nach links und rechts verhindert.

Kreuzbandriss

Der Kreuzbandriss ist eine der häufigsten Knieverletzungen.

Es handelt sich um einen Riss eines oder beider Kreuzbänder, wobei das vordere Kreuzband häufiger betroffen ist. Ursache ist eine Verdrehung zwischen Unterschenkel und Oberschenkel, der Fuß bleibt meist stehen, während der Oberkörper weiter dreht.

Der Betroffene hat Schmerzen, Schwellungen und das Knie fühlt sich bei Belastung instabil an.

In der Regel wird der Kreuzbandriss operativ behandelt und hat eine Heilungsphase von 6 Monaten bis zu einem Jahr.

Eine Kombinationsverletzung ist der Riss des Innenbands, des Innenmeniskus und des Vorderen Kreuzbands. Diese Verletzung wird auch als „Unhappy Triad“ bezeichnet.

1) Übung zur Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur und zur Stabilisierung:

  • der Patient ist im Stand, die Beine sind hüftbreit auseinander
  • das betroffene Bein wird im Ausfallschritt nach vorne aufgestellt, wobei darauf geachtet wird, dass beide Füße nach vorne zeigen
  • das hintere Knie wird Richtung Boden geführt, bis das vordere Knie 90° gebeugt ist
  • das vordere Knie darf nicht über die Zehenspitzen ragen
  • der Bauch ist angespannt und das Becken nach hinten gekippt, sodass der untere Rücken nicht im Hohlkreuz ist
  • das Gewicht wird auf das vordere Bein verlagert und das hintere Bein macht einen erneuten Ausfallschritt nach vorne
  • die Übung wird mit jeden Bein 5-mal durchgeführt

2) Übung zur Stabilisierung des Knies:

  • der Patient befindet sich im aufrechten Stand
  • der Einbeinstand wird auf dem betroffenen Bein eingenommen, das andere Bein wird in Hüfte und Knie 90° gebeugt
  • nun wird ein Sprung zur Seite auf das andere Bein ausgeführt und die Ausgangsstellung auf dem nicht betroffenen Bein eingenommen, hierbei muss nach dem Sprung der Stand ausbalanciert werden
  • anschließend wiederholt man das Ganze in die andere Richtung
  • man beginnt mit kleineren Sprüngen und lässt diese je nach Befinden größer werden
  • die Übung wird 10-Mal zu jeder Seite durchgeführt

Als Variante kann man die Sprünge auch nach vorne ausführen.
Dabei springt der Patient von einem Bein auf das andere und wieder zurück, danach wird die Schrittstellung gewechselt.

3) Übung zur Verbesserung der Streckung im Kniegelenk:

  • der Patient ist in der Liegestützposition
  • über die Arme wird eine Bewegung nach hinten eingeleitet
  • der Po schiebt dabei zur Decke und etwas nach hinten
  • dabei sollte ein deutlicher Zug in der hinteren Beinmuskulatur zu spüren sein
  • diese Position soll 3 Atemzüge lang gehalten werden und wird 5-mal wiederholt
  • als Variante werden im Wechsel die Knie leicht gebeugt und wieder gestreckt

Meniskusriss

Es handelt sich um einen Riss eines oder beider Menisken. Innenmeniskusverletzungen sind dabei häufiger, da dieser mit dem Innenband des Knies verwachsen ist. Oft kommt es auch zu einer Kombinationsverletzung von Innenmeniskus, Innenband und vorderen Kreuzband („Unhappy triad“).
Ursachen können degenerative Erkrankungen, Verschleiß durch Fehlbelastung oder Traumata durch Knieverdrehung sein.
Symptome sind häufig Schmerzen in Ruhe und Belastung, Instabilität und ein Einklemmungsgefühl. Oft kommt man als Patient nicht um eine Operation herum.

1) Übung zur Schmerzreduktion:

  • der Patient befindet sich im Sitz, die Füße sind parallel und hüftbreit aufgestellt, die Knie sind ca 90° Grad gebeugt
  • ein Tuch wird unter den Fuß des betroffenen Beines gelegt
  • das Knie wird mit einer Hand fixiert, damit der Oberschenkel nicht mit dreht
  • der Fuß führt nun eine leichte Drehbewegung nach innen und außen aus (Wischbewegung mit dem Tuch)
  • dabei ist darauf zu achten, dass sich nur der Fuß und Unterschenkel bewegen und das Knie während der Bewegung nach vorne zeigt
  • der Fuß wird 10-mal zu beiden Richtungen gedreht, die Übung wird 3-mal wiederholt

2) Übung zur Kräftigung und Stabilisation:

  • der Patient ist im Stand
  • die Füße und Knie stehen hüftbreit und zeigen nach vorne
  • das Gesäß wird nun nach hinten unten geschoben, sodass sich die Knie beugen
  • der Oberkörper neigt sich durch eine Beugung in der Hüfte nach unten
  • dabei ist darauf zu achten, dass die Knie stabil gehalten und nicht über die Zehenspitzen geschoben werden
  • der Rückweg wird durch eine Streckung der Hüfte eingeleitet
  • dadurch wird der Oberkörper wiederaufgerichtet und der normale Stand eingenommen
  • wichtig: die Knie dürfen nicht überstreckt werden
  • diese Übung wird 3-mal a 10-15 Wiederholungen ausgeführt

3) Übung zur Kräftigung und Stabilisation:

  • der Patient liegt in Rückenlage vor der Wand
  • beide Füße werden in Knie und Hüfte im 90° Winkel an die Wand gestellt
  • die Arme liegen ausgestreckt seitlich neben dem Körper
  • das Becken wird nach oben gehoben, wobei man sich mit den Füßen an der Wand abstützt
  • die Übung wird 3-mal mit jeweils 15 Wiederholungen durchgeführt

Steigerung:

  • zwischen der Wand und den Füßen wird ein Ball platziert der während der Übung oben gehalten wird

Bänderriss

Beim Bänderriss unterscheidet man im Knie den Innenbandriss und den Außenbandriss.
Beim Innenbandriss handelt sich um einen Riss des auf der Innenseite am Knie liegenden Bandes. Ursache für diese Verletzung ist oft ein Trauma, bei welchem der Unterschenkel bei gestreckten Knie nach außen gedrückt wird. Das Knie wird in X-Bein-Stellung überstreckt. Der Betroffene klagt über eine lokale Schwellung und heftige Schmerzen.
Die Behandlung erfolgt meist konservativ, also ohne Operation, dabei wird das Knie mit einer Orthese (Schiene) ruhiggestellt.
Eine Operation ist oft erforderlich, wenn es sich um eine Innenbandverletzung mit knöcherner Beteiligung oder zusätzlichem Innenmeniskusriss handelt.
Eine Kombinationsverletzung ist der Riss des Innenbands, des Innenmeniskus und des Vorderen Kreuzband. Diese Verletzung wird auch als „Unhappy Triad“ bezeichnet.

Der Außenbandriss betrifft das Band auf der Außenseite vom Knie. Er ist deutlich seltener als der Innenbandriss. Auch hier sind oft Scherkräfte, welche von innen auf das Knie einwirken die Ursache. Das Kniegelenk wird in ein O-Bein-Haltung gebracht, es kommt Druck an die Innenseite vom Kniegelenk und wird somit nach außen aufgeklappt, das Außenband reißt.
Wie beim Innenbandriss hat der Betroffene starke Schmerzen und eine Schwellung im Knie.

1) Übung zur Kräftigung der knieumliegenden Muskeln:

  • der Patient liegt in Rückenlage vor der Wand
  • beide Füße werden in Knie und Hüfte im 90° Winkel an die Wand gestellt
  • die Arme liegen ausgestreckt seitlich neben dem Körper
  • das Becken wird nach oben gehoben, wobei man sich mit den Füßen an der Wand abstützt
  • die Übung wird 3-mal mit jeweils 15 Wiederholungen durchgeführt.

Steigerung:

  • zwischen der Wand und den Füßen wird ein Ball platziert der während der Übung oben gehalten wird.

2) Übung zu Verbesserung der Beweglichkeit:

  • der Patient befindet sich im Stand, die Beine sind hüftbreit auseinander
  • das betroffene Bein wird im Ausfallschritt aufgestellt, wobei darauf geachtet wird, dass der hinter Fuß nach vorne zeigt
  • das hintere Knie wird Richtung Boden geführt, bis das vordere Knie 90° gebeugt ist
  • das vordere Knie darf nicht über die Zehenspitzen ragen
  • dann wird das vordere Bein wieder zurückgeführt und der aufrechte Stand wieder eingenommen
  • anschließend wird die Übung mit dem anderen Bein ausgeführt
  • die Übung wir 10-mal pro Seite (rechts-links im Wechsel) durchgeführt

Steigerung:

  • der vordere Fuß wird auf eine labile Unterlage z.B. Matte oder Kissen gestellt

3) Übung zur Stabilisierung des Knies:

  • der Patient befindet sich im aufrechten Stand
  • der Einbeinstand wird auf dem betroffenen Bein eingenommen, das andere Bein wird in Hüfte und Knie 90° gebeugt
  • nun wird ein Sprung auf das andere Bein zur Seite ausgeführt und die Ausgangsstellung auf dem nicht betroffenen Bein eingenommen, hierbei muss nach dem Sprung der Stand ausbalanciert werden
  • anschließend wiederholt man das Ganze in die andere Richtung
  • man beginnt mit kleineren Sprüngen und lässt diese je nach Befinden größer werden
  • die Übung wird 10 Mal zu jeder Seite durchgeführt

Patellaluxation

Die Kniescheibe (Patella) liegt in einem Gleitlager und wird dort von mehreren Anteilen des Oberschenkelmuskels in ihrer mittigen Position gehalten.
Bei einer Luxation verlässt sie diese Position.
Meist springt sie nach außen heraus. Sie gleitet oftmals von allein in ihre Ursprungsstellung zurück. Geschieht dies nicht, so muss sie vorsichtig von einem Arzt wieder in ihre Ausgangsposition zurückgeführt werden.
Ursachen sind z.B. ein muskuläres Ungleichgewicht, Beinachsenfehlstellungen (X-Bein), schwache Bandstrukturen und selten nach einem Trauma (Unfall).
Der Patient leitet unter starken Schmerzen, Schwellungen und Blutergüssen.

1) Übung zur Kräftigung der vorderen Oberschenkelmuskulatur:

  • der Patient steht mit dem Rücken an der Wand
  • Man macht kleine Schritte nach vorne, bis nahezu 90 Grad Beugung in der Hüfte und in dem Knie erreicht sind.
  • Der Rücken bleibt dabei aufrecht an der Wand und der Blick geht nach vorne
  • die Knie stehen in einer leichten V- Stellung über den Füßen.
  • Diese Position soll der Patient 15 Sekunden halten und danach wieder in den aufrechten Stand kommen.
  • Diese Übung soll 5-mal wiederholt werden und bei Bedarf kann die Haltezeit verlängert wer

2) Übung zur Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur und zur Stabilisierung:

  • Der Patient ist im Stand, die Beine sind hüftbreit auseinander
  • Das betroffene Bein wird im Ausfallschritt nach vorne aufgestellt, wobei darauf geachtet wird, dass der hinter Fuß nach vorne zeigt.
  • Das hintere Knie wird Richtung Boden geführt, bis das vordere Knie 90° gebeugt ist.
  • Das vordere Knie darf nicht über die Zehenspitzen ragen.
  • Das Gewicht wird auf das vordere Bein verlagert und das hintere Bein macht einen erneuten Ausfallschritt nach vorne.
  • Die Übung wird mit jedem Bein 5-mal durchgeführt.

3) Übung zur Entspannung des Kniegelenks (Dehnung der vorderen Oberschenkelmuskulatur):

  • Der Patient befindet sich im aufrechten Stand vor einem Hocker
  • der Fuß des betroffenen Beines wird mit dem Fußrücken auf dem Hocker abgelegt
  • nun wird das Becken nach hinten gekippt und der Bauchnabel Richtung Wirbelsäule bewegt
  • dadurch kommt es zu einem Dehnungsgefühl am vorderen Oberschenkel von der Hüfte bis zum Knie
  • dies wird ca. 45 Sekunden gehalten

Beinachsenfehlstellungen (Genu varum / Genu valgum)

Es handelt sich hierbei um Fehlstellungen der Kniegelenke, welche von der physiologischen Beinachse abweichen.
Von vorne betrachtet erkennt man eine Verschiebung nach innen oder außen.
Man unterscheidet zwischen zwei Hauptformen.
Ist ein Abweichen der Beinachse nach außen zu erkennen,
spricht man von einem Genu varum (O-Bein).
Dies hat einen stärken Druck auf den Innenmeniskus und eine Überdehnung der Außenbänder zur Folge.
Weichen die Kniegelenke nach innen ab, spricht man von einem Genu Valgum ( X-Bein ). In beiden Fällen geben die Patienten ein Instabilität-Gefühl und Schmerzen an.
Hierbei ist der Druck auf dem Außenmeniskus verstärkt und die Innenbänder überdehnt.
Im Kindesalter kommt es häufig zu Abweichungen der physiologischen Beinachse, diese sind jedoch aufgrund des Wachstums unbedenklich. Bleibt eine Abweichung nach einem Alter von 10 Jahren erhalten ist dies als pathologisch einzustufen. Ursachen dafür können Wachstumsstörungen, Verletzungen, entzündliche Erkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen sein. Im Alter kommen arthrotische Gelenkveränderungen und Übergewicht hinzu.
Mit Hilfe von Beinachsentraining und Übungen zur Verbesserung der Stabilität, kann man dem Verlauf entgegenwirken. Bei starken Abweichungen ist dies nur noch operativ zu beheben.

1) Übung zur Verbesserung der Kniegelenksstellung:

  • Patient befindet sich im aufrechten Stand, die Füße sind hüftbreit und die Zehenspitzen zeigen nach vorne
  • Man geht in eine leichte Kniebeuge, dabei geht das Gesäß nach hinten unten und die Fersen bleiben auf dem Boden.

X-Beinstellung:

  • Der Patient legt ein Gummiband um die Knie und versucht es nach außen aufzuspannen.
  • Dabei ist zu beachten, dass die Fußstellung sich nicht verändert.
  • Diese Spannung wird einige Sekunden gehalten und danach wieder gelöst.
  • Die Übung wird 3-mal a 15 Wiederholungen durchgeführt.

O-Beinstellung:

  • Der Patient klemmt sich einen Ball zwischen die Knie und übt einen Druck nach innen aus.
  • Dabei ist zu beachten, dass die Fußstellung sich nicht verändert.
  • Diese Spannung wird einige Sekunden gehalten und danach wieder gelöst.
  • Die Übung wird 3-mal a 15 Wiederholungen durchgeführt.

2) Übung zur Kräftigung und Korrektur der Beinachsenfehlstellung:

  • Der Patient steht auf der untersten Stufe einer Treppe.
  • Das rechte Bein bleibt auf der Stufe stehen, das linke wird heruntergesetzt.
  • Das Gewicht wird auf das vordere Bein verlagert.
  • Dabei müssen beide Knie nach vorne zeigen.
  • Nun wird das vordere Bein wieder auf die erste Stufe zurückgesetzt.
  • Die Übung wird 10-mal pro Bein (rechts/ links im Wechsel) durchgeführt

3) Übung zur Stabilität und Förderung des Gleichgewichts:

  • der Patient befindet sich im Einbeinstand auf dem betroffenen Bein, wobei darauf zu achten ist, dass das Knie nicht überstreckt wird
  • das andere Bein wird in der Hüfte und im Kniegelenk 90° gebeugt und gehalten
  • das angebeugte Knie wird nach außen bewegt
  • hierbei muss darauf geachtet werden, dass das Knie des Standbeines nicht nach innen oder nach außen gedreht wird und das Becken weiterhin nach vorne zeigt
  • danach wird das Bein wieder zurückgeführt
  • die Übung wird 10-mal pro Seite in jeweils drei Durchgängen durchgeführt

Kniegelenksersatz

Kommt es durch Vorerkrankung zu starker Schädigung des Kniegelenks hilft meist nur eine Erneuerung des Gelenks.
Man unterscheidet zwischen einer Totalendoprothese und einer Teilendoprothese.
Bei einer Totalendoprothese wird das komplette Kniegelenk ersetzt. Die Oberflächen beider Gelenkpartner werden mit Hilfe von Edelstahlkappen begradigt sodass eine physiologische Beweglichkeit wiederhergestellt wird.
Im Gegensatz dazu wird bei der Teilendoprothetik nur der beschädigte Teil ersetzt und der gesunde erhalten.
Zu einem operativen Kniegelenksersatz kommt es erst dann, wenn alle andere Therapiemöglichkeiten erschöpft sind. Dazu gehören z.B. Physiotherapie, Spritzen und Gelenkspiegelung. Das neue Gelenk hat eine Haltbarkeit von circa 10-15 Jahren.
Im Anschluss an die Operation erfolgt ein 3- wöchiger Rehaaufenthalt, in dem eine Verbesserung der Beweglichkeit; Gangschule und Muskelkräftigung durchgeführt wird.

1) Übung zur Kräftigung und Förderung der Beweglichkeit:

  • Patient befindet sich in einer erhöhten Sitzposition
  • die Füße sind parallel zueinander hüftbreit auf dem Boden aufgestellt und befinden sich unter den Knien
  • der Oberkörper wird nach vorne geneigt, bis Druck auf den Füßen entsteht
  • das Gesäß wird abgehoben und die Hüfte nach vorne oben geschoben, sodass sich der Oberkörper aufrichtet bis der aufrechte Stand erreicht ist
  • wichtig hierbei ist, dass die Knie nicht überstreckt werden
  • der Rückweg wird dadurch eingeleitet, dass das Gesäß nach hinten unten bewegt wird und der Oberkörper sich zeitgleich nach vorne neigt
  • der Rückweg wird sehr langsam durchgeführt
  • die Übung wird in drei Serien á 15 Wiederholungen durchgeführt

2) Übung zur Kräftigung und Förderung der Beweglichkeit:

  • Patient befindet sich in Rückenlage, die Beine sind hüftbreit aufgestellt, die Arme liegen neben dem Körper
  • der Bauch wird leicht eingezogen und das Becken wird angehoben und dort gehalten
  • nun werden kleine Tippelschritte mit den Füßen gemacht, wobei das Becken seine Position nicht verlassen darf
  • dies wird ca. 20 Sekunden durchgeführt, anschließend wird das Becken wieder abgelegt
  • die Übung wird 3-mal durchgeführt

3) Übung zur Dehnung des Hüftbeugers und der Oberschenkelmuskulatur:

  • der Patient befindet sich in Rückenlage an einer Kante
  • der Fuß des betroffenen Beines wird auf der Erde aufgestellt, dadurch wird das Bein in der Hüfte getreckt
  • das andere Bein wird angebeugt und wenn möglich mit beiden Händen am Knie vor dem Bauch festgehalten
  • diese Position wird so lange gehalten bis sich der Zug verringert, dann wird das Bein wieder oben abgelegt

Steigerung:

  • wenn möglich, kann man den Fuß auf dem Boden noch etwas nach hinten ziehen, um den Zug noch zu erhöhen
  • diese Übung wird 3-mal durchgeführt, anschließend wird die Seite gewechselt

Kniegelenksarthrose & Knorpelschaden

Unter dem Begriff Arthrose versteht man den Verschleiß verschiedener Gelenke durch zunehmenden Verlust von Gelenkknorpel. Dies führt zu vermehrter Belastung der Knochen, da die natürliche Pufferfunktion zwischen den Gelenkpartnern verloren geht. Die Arthrose ist nicht heilbar, man kann durch verschiedene Therapien den Verlauf lediglich verlangsamen.
Bei der Kniegelenkarthrose findet eine vermehrte Reibung zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein statt. Es kommt zu wiederkehrenden Entzündungen durch Knorpelabrieb, starke Schwellungen und Belastungsschmerzen. Typisch für arthrotische Beschwerden sind sogenannte Anlaufschmerzen. Hierbei schildert der Patient starke Schmerzen während der ersten Bewegungen, die sich nach kurzer Belastung verringern, dann jedoch wieder zunehmen.
Die Arthrose wird unterteilt in verschiedene Grade.
Bei Grad I besteht ein erster Verdacht durch Veränderungen von Knorpelschicht und Knochengewebe, welches auf Röntgenbildern sichtbar werden kann. Die Patienten spüren jedoch noch keine schmerzhaften Einschränkungen.
Bei einer leichten Arthrose (Grad II) ist ein verschmälerter Gelenkspalt erkennbar, sowie Unebenheiten der Gelenkoberflächen. Die Patienten verspüren nach körperlichen Tätigkeiten einen Gelenkschmerz.
Die moderate Arthrose (Grad III) zeigt starke Veränderungen der Gelenkoberflächen und es bilden sich Knochenvorsprünge, die eine physiologische Gelenkbeweglichkeit verhindern. Die Patienten haben nun auch nach längeren Ruhephasen starke Schmerzen.
Bei Grad IV spricht man von einer schweren Arthrose. Der Gelenkknorpel hat sich vollständig abgebaut und dient nun nicht mehr als Puffer zwischen den Knochen. Ist dieses Stadium erreicht hilft den Patienten nur noch eine Operation um sich wieder schmerzfrei bewegen zu können.
Häufige Ursachen einer Kniegelenkarthrose sind natürliche Alterungsprozesse, Fehl,- und Überbelastung, Übergewicht und mögliche Gelenkfehlstellungen wie O,- und X-Beine. Auch ein vorangegangener Knorpelschaden durch Traumata oder Stoffwechselerkrankungen wie Gicht können einen arthrotischen Verlauf begünstigen.

1) Übung zur Schmerzlinderung:

  • Patient im Sitz an der Tischkante
  • beide Unterschenkel hängen Richtung Boden und können frei schwingen
  • das Tempo kann variiert werden, wichtig ist jedoch zu beachten, dass die Beine entspannt sind
  • zusätzlich kann man Gewichtsmanschetten an den Sprunggelenken befestigen um den Zug Richtung Boden zu verstärken
  • dies kann einige Minuten durchgeführt werden, bis man eine Entspannung der Muskulatur wahrnimmt

2) Übung zur Verbesserung der Beweglichkeit:

  • der Patient befindet sich in Rückenlage
  • die Füße liegen auf einem Tuch oder einer Zeitung
  • mit dem betroffenen Bein wird das Tuch herangezogen und wieder weggeschoben
  • dabei zieht man die Ferse Richtung Gesäß und anschließend bringt man das Bein in die Streckung bis es wieder abgelegt werden kann
  • die Übung wird 10-mal pro Bein in drei Serien durchgeführt

3) Übung zur Kräftigung der knieumliegenden Muskulatur:

  • Patient befindet sich in Rückenlage, die Beine sind hüftbreit aufgestellt, die Arme liegen neben dem Körper
  • der Bauch wird leicht eingezogen und das Becken wird angehoben und dort gehalten
  • nun werden kleine Tippelschritte mit den Füßen gemacht, wobei das Becken seine Position nicht verlassen darf
  • dies wird ca. 20 Sekunden durchgeführt, anschließend wird das Becken wieder abgelegt
  • die Übung wird 3-mal durchgeführt

Patellaspitzensyndrom

Es handelt sich um eine Reizung der Patellasehne (Kniescheibensehne), die meist durch ungewohnte oder heftige Zugbeanspruchung hervorgerufen wird.
Die Patellasehne befindet sich direkt unterhalb der Kniescheibe und verbindet somit den Oberschenkel muskulär mit dem Unterschenkel.
Häufige Ursachen für diesen Reizzustand sind sprungintensive Sportarten, Beinfehlstellungen und vorangegangene Sprunggelenksverletzungen. Auch eine Fehlstellung der Patella kann diese Problematik hervorrufen.
Das Patellaspitzensyndrom wird oft auch als Springerknie bezeichnet, da häufig Sportler davon betroffen sind.
Patienten zeigen eine starke Schmerzsymptomatik direkt unterhalb der Kniescheibe bei Belastung und nicht selten auch Entzündungszeichen wie Schwellungen und Erwärmung des betroffenen Gebietes.
Das Patellaspitzensyndrom kann oft einen chronischen Verlauf annehmen, daher ist eine intensive Behandlung der Problematik erforderlich. Hierbei spielt die Kräftigung der Beinmuskulatur und die Haltungskorrektur während der Belastungsphase eine große Rolle. Außerdem kann man mittels Tapeanlagen oder Bandagen eine kurzfristige Entlastung herbeiführen.
Ultraschall,- oder Elektrotherapie- Behandlungen können den Heilungsverlauf begünstigen.

1) Übung zur Dehnung des vorderen Oberschenkels (M. Quadrizeps):

  • Der Patient ist im Kniestand
  • die Hände werden unterhalb der Schultern auf dem Boden aufgestellt
  • nun wird das Gesäß vorsichtig nach hinten geschoben, bis ein deutlich spürbarer Zug an der Kniescheibe zu spüren ist
  • dies wird einige Sekunden gehalten bis der Zug nachlässt
  • Dann wird der Kniestand wieder eingenommen
  • Die Übung wird 3-5 mal wiederholt

2) Übung zur Kräftigung und Bewegungserweiterung:

  • dies wird 10 Mal mit jedem Bein (rechts-links im Wechsel) durchgeführt
  • die Geschwindigkeit kann variiert werden zwischen langsam geführten und schnellen Wiederholungen

Varianten:

  • der Patient befindet sich in der Liegestützposition auf den Händen und den Füßen
  • abwechselnd wird ein Knie Richtung Bauchnabel gezogen und gestreckt wieder abgestellt
  • um die Übung zu vereinfachen, kann man sich auch mit den Händen an einer Tischkante abstützen während man die Übung durchführt

3) Übung zur Stabilität und Förderung des Gleichgewichts:

  • der Patient befindet sich im Einbeinstand auf dem betroffenen Bein, wobei darauf zu achten ist, dass das Knie nicht überstreckt wird
  • das andere Bein wird in der Hüfte und im Kniegelenk 90° gebeugt und gehalten
  • das angebeugte Knie wird nach außen bewegt
  • hierbei muss darauf geachtet werden, dass das Knie des Standbeines nicht nach innen gedreht wird und das Becken weiterhin nach vorne zeigt
  • danach wird das Bein wieder zurückgeführt
  • die Übung wird 10-mal pro Seite in jeweils drei Durchgängen durchgeführt

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